Bundestag will über offene Dokumentenstandards beschließen (Software)

Martin Vogel ⌂ @, Dortmund / Bochum, Tue, 03.07.2007, 12:05 (vor 6135 Tagen)

Am Freitag steht im Bundestag ein Antrag einiger CDU/CSU- und SPD-Abgeordneter und ihrer Fraktionen zur Abstimmung, der die Regierung auffordert, auf die Unterstützung offener und dokumentierter Dokumentenstandards anstelle geheimer Dateiformate hinzuwirken. Das ist soweit ganz lobenswert und sollte recht schnell das Aus für so unselige Dateiformate wie "Microsoft Word .doc" bedeuten, wenn nicht mutmaßlich gut ausgestattete Microsoft-Lobbyisten für eine Anzahl von auf den ersten Blick kaum zu erkennenden Hintertüren in dem Antrag gesorgt hätten.

Getreu dem im vierseitigen Schriftstück formulierten Statement "Wer die Standards setzt, dominiert den Markt" und in Aufweichung geltender EU-Richtlinien wurden Formulierungen eingebaut, die selbst solche Formatchimären wie Microsofts "Office Open XML" - ein 6000-Seiten-Konstrukt, das ganze Passagen enthält, die beispielsweise beschreiben, dass bestimmte Verhaltensauffälligkeiten von Microsoft Word 95 nachgebaut werden müssen, um "kompatibel" zu sein - als "offener Standard" durchgehen lassen. Besonders pikant sind die möglichen Softwarepatentfallen in OOXML, die bewirken können, dass nur diejenigen das Format vollständig nutzen können, die bereit sind, Lizenzgebühren in unkalkulierbarer Höhe an den umtriebigen Patenteinreicher zu zahlen. Mittelständische Softwareentwickler und Forschungsprojekte von Hochschulen hätten dadurch nach Ansicht des FFII schlechtere Chancen, ihre Produkte im Markt zu plazieren.

Links:
Der Antrag, der am Freitag abgenickt werden soll: Den Wettbewerb stärken, den Einsatz offener Dokumentenstandards und offener Dokumentenaustauschformate fördern
Netzpolitik.org: Offene Standards im Bundestag
Rob Weir: How to hire Guillaume Portes - lesenswerte Gedanken eines Softwarespezialisten.

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Dipl.-Ing. Martin Vogel
Leiter des Bauforums

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Interessanter Artikel in der ZEIT

Martin Vogel ⌂ @, Dortmund / Bochum, Tue, 17.07.2007, 18:41 (vor 6120 Tagen) @ Martin Vogel

Michael Kurzidim hat einen interessanten Artikel zur Bedeutung offener Dokumentenformate geschrieben, der heute in der ZEIT erschien:

Kriegt Bill Gates den Schlüssel?

Leider erweckt der Artikel den Eindruck, die Fraktionen der FDP und der Grünen hätten sich gegen offene Dokumentenformate ausgesprochen. Tatsächlich haben sie gegen die Aufweichung der Standards zugunsten Microsofts gestimmt.

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