Neues zu Bad Reichenhall (Allgemeines)

stuerm, Thu, 20.07.2006, 20:47 (vor 6490 Tagen)

Link auf Seite 7

Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall: Gutachten liegt jetzt vor

Martin Vogel ⌂ @, Dortmund / Bochum, Thu, 20.07.2006, 22:04 (vor 6490 Tagen) @ stuerm

Das Gutachten zu den Ursachen des Einsturzes der Eislaufhalle in Bad Reichenhall am 2. Januar 2006 liegt jetzt vor. Es wurden schwere konstruktive und statische Mängel sowie Ausführungsfehler festgestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen vier ehemalige Mitarbeiter der Stadt Bad Reichenhall, zwei frühere Beschäftigte von Firmen, die am Bau des Daches beteiligt waren, sowie zwei Architekten beziehungsweise Bauingenieure.

Einige Links zu aktuellen Meldungen:
Eishallen-Einsturz in Bayern: Ermittlungen eingeleitet derStandard.at
Reichenhall-Tragödie Ermittlungen gegen acht Verantwortliche Focus Online
Gutachten kritisiert "schwere Mängel" ORF.at
Fehler bei Bau und Wartung Berliner Zeitung
Schwere Mängel an Eissporthalle in Bad Reichenhall Frankfurter Allgemeine Zeitung
Verfahren gegen acht Verantwortliche nach Eishallen-Einsturz von ... Rheinische Post
Eishallen-Einsturz: Ermittlung gegen Verantwortliche Salzburger Nachrichten
Massive Baumängel führten zu Eishallen-Einsturz in Bad ... Schwabmünchner Allgemeine
Falscher Leim verursachte Einsturz Die Welt

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Dipl.-Ing. Martin Vogel
Leiter des Bauforums

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Presseerklärung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau zum Eishalleneinsturz in Bad Reichenhall

Martin Vogel ⌂ @, Dortmund / Bochum, Fri, 21.07.2006, 09:57 (vor 6489 Tagen) @ stuerm

In einer Presseerklärung geht die Bayerische Ingenieurekammer-Bau detailliert auf die vielfältigen Ursachen des Unglücks ein.

Das Unglück in Bad Reichenhall wurde danach durch eine Verkettung mehrerer Einflüsse verursacht:

* Bei der Dachkonstruktion wurde mit den Kastenträgern von der zugelassenen Bauweise abgewichen; die gewählte Konstruktion hat den damaligen Erfahrungsbereich wesentlich überschritten. Eine Sondergenehmigung der Obersten Baubehörde hierfür („Zustimmung im Einzelfall“) wurde offensichtlich nicht beantragt.
* Bei den in der Dachkonstruktion verwendeten Holzleimbindern wurde ein feuchtigkeitsempfindlicher Leim verwendet.
* Ungünstige bauphysikalische Randbedingungen (Kondenswasserbildung trotz ausreichender Belüftung; dies stellt einen Sonderfall bei Eissporthallen dar, was 1971 noch nicht bekannt war).
* Der Leim wurde in sehr breiten Fugen verwendet (Blockverleimung; der verwendete Leim war dafür auch damals nicht zulässig).
* Die Qualität der Verleimung war zum Teil mangelhaft.
* Bei der statischen Berechnung wurden Fehler gemacht, die das angestrebte Sicherheitsniveau deutlich reduzierten (angestrebter Sicherheitsbeiwert 2,0 - erreichter Sicherheitsbeiwert 1,5).
* Die Konstruktion war ein Sondervorschlag der ausführenden Firma. Die dazu gehörige Statische Berechnung wurde nicht von einem Prüfingenieur geprüft (das 4-Augen-Prinzip wurde nicht angewandt).
* Hohe Schneelast im Winter 2005/2006 (die nicht höher war als die in der statischen Berechnung berücksichtigte Schneelast).

Die Bauingenieure fordern deshalb regelmäßige Überprüfungen der Bauwerke. Der Umfang und die Häufigkeit dieser Überprüfungen müssen für bestimmte Bauwerksgruppen individuell festgelegt werden. Die Überprüfung muss ein besonders qualifizierter Ingenieur vornehmen. Eine entsprechende Vorschrift bzw. Empfehlung wird derzeit von den Bauaufsichtsbehörden in Zusammenarbeit mit den maßgebenden Kammern und Ingenieurverbänden erarbeitet; hierin wird auch die erforderliche Qualifikation der zu beauftragenden Ingenieure festgelegt.

Kompletter Text: http://www.bayika.de/de/presse/infos2006/2006-07-20-lang.php

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