Matlab-Installation scheitert mit Fehlermeldung „Error finding installer class“ (Software)
Beim Versuch, das sündhaft teure Programm „Matlab 2018a“ auf einem Windows-10-Rechner zu installieren, gab es gerade die Fehlermeldung „Error finding installer class“, deren Ursache ich seit Jahrzehnten für überwunden hielt: Umlaute.
Nach dem Herunterladen des selbstentpackenden Prä-Installationsprogramms legte dieses im Ordner %tmp% einen Haufen von Ordnern und Dateien an und versuchte, die eigentliche Matlab-Installation zu starten. Stattdessen brach die Installation sofort mit der Matlab-Installer-Fehlermeldung „Error finding installer class. An exception occurred while looking for class.“ ab.
Auf der Suche nach der Fehlerursache fand ich eine Antwort des Matlab-Supports aus dem Jahr 2017 auf eine bereits 2008 gestellte Frage. Schuld seien „non-ASCII characters“ im Pfadnamen. Hallo? Geht's noch? Ein Programm, das sich im Jahr 2018 nur installieren lässt, wenn eine Zeichenkodierung aus dem Jahr 1963 verwendet wird?
Wer zur Windows-Anmeldung also einen so exotischen Namen wie „张伟“ oder „Hans Müller“ verwendet, hat bei Matlab schlechte Karten, denn das Temporärverzeichnis %tmp% liegt dann in "C:\Users\Hans Müller\AppData\Local\Temp" und dafür ist Matlab schlicht zu doof.
Die Lösung des Problems besteht nun „einfach“ darin, einen Benutzeraccount ohne Umlaute oder sonstige Nicht-ASCII-Zeichen zu verwenden. In älteren Windowsversionen hätte man nun in der Systemsteuerung einfach einen neuen Benutzer angelegt und diesem einen harmlosen US-ASCII-Namen gegeben, sich für die Matlab-Installation unter diesem Account angemeldet und den anachronistischen Installer so überlistet. Unter Windows 10 kann es aber passieren, dass sich neue Accounts nur noch anlegen lassen, indem man diese zum Datenstriptease durch Zwangsanmeldung an ein Windows-Live-Konto verpflichtet. Die unübersichtliche grafische Oberfläche sieht dann keine Möglichkeit vor, lokale Benutzer ohne diese Unverschämtheit einzurichten.
Ohne Kenntnisse der Kommandozeile kommt man bei diesem Fricklerbetriebssystem anscheinend nicht weiter. Also legen wir den neuen Benutzer, wir wollen ihn asciifreundlich „Mattlapp“ nennen, über die Kommandozeile an:
1. Windows-Taste kurz drücken und loslassen, dann "CMD" tippen.
2. Die Tastenkombination Strg-Umschalten-Eingabetaste drücken. Es erscheint folgender Dialog:
3. Im nostalgisch schwarzen Kommandozeilenfenster Name und Passwort des neuen Windows-Benutzers mit folgendem Befehl anlegen:
net user Mattlapp 12345 /add
4. Der Benutzer bekommt Administratorrechte, damit er Software installieren darf:
net localgroup Administratoren Mattlapp /add
5. Fertig. Problem gelöst. Nach dem wie immer obligatorischen Windowsneustart können wir uns als Benutzer „Mattlapp“ mit dem Passwort „12345“ anmelden und endlich Matlab installieren.
… man könnte sich das Gekrampfe aber möglicherweise auch sparen und statt Matlab einfach mal Python verwenden. Jochen Schulz von der Uni Göttingen hat dazu einen sehr interessanten Vortrag gehalten (Folien).
Eine Gegenüberstellung gleichbedeutender Matlab- und Python-Befehle wurde bereits 2006 von Vidar Bronken Gundersen angefertigt, eine weitere Vergleichstabelle Python–Matlab gibt es beim Reactorlab.
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Dipl.-Ing. Martin Vogel
Leiter des Bauforums
Bücher:
CAD mit BricsCAD
Bauinformatik mit Python
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