Tödliche Mimikry (Firlefanz)

Martin Vogel ⌂ @, Dortmund / Bochum, Thu, 22.09.2016, 18:52 (vor 2744 Tagen)

Am Berliner Hauptbahnhof (Google-Maps-Luftbild) sind beim Sturm in der letzten Nacht tonnenschwere Stahlemente heruntergefallen, die anscheinend überhaupt nicht befestigt waren. Aus "architektonischen" Gründen war der Glasfassade ein Stützen-Riegel-Arrangement vorgesetzt, das zwar nach Tragwerk aussah, aber offensichtlich nur die Funktion hatte, den Baupreis in die Höhe zu treiben und bei Starkwind Passanten zu erschlagen. Weil Schrauben das "schöne" Bild gestört hätten, wurden die Horizontalelemente wohl nur auf kleine Konsölchen aufgelegt. Eine der Trägerattrappen an der Gebäudeoberkante rutschte dann beim Sturm einfach herunter. Glücklicherweise wurden nur eine Treppe zertrümmert und einige Fahrräder verbogen.

Spiegel Online: Berlins Pannen-Bahnhof - künftig ab Windstärke acht geschlossen

Nachtrag: "Stararchitekt" Meinhard von Gerkan fühlt sich anscheinend für das, was da gebaut wurde, plötzlich überhaupt nicht mehr verantwortlich. Obwohl er seine Urheberrechtsansprüche letztlich sogar gerichtlich feststellen ließ, verkündete er in der Tagesschau vom 21. Januar: "Ich gehe davon aus, da wir mit der konstruktiven Planung genausowenig wie mit der Statik noch mit der Bauleitung noch mit der Ausführung befasst waren, dass es nichts geben kann, was uns zuzuweisen wäre." - offensichtlich hat die ARD da den völlig falschen Mann interviewt. Bauleiter Hany Azer, der in Bochum sein Diplom gemacht hat, hätte wahrscheinlich besser erklären können, nach wessen Plänen er den Bahnhof errichtet hat.

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Dipl.-Ing. Martin Vogel
Leiter des Bauforums

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