Verständigung auf Baustellen (Wettbewerb)

Daniel H., Mon, 25.09.2006, 09:26 (vor 6429 Tagen)

Beitrag zum Schreibwettbewerb auf http://bauforum.wirklichewelt.de von Daniel Hohmann:

Kommunikation im Bauingenieurwesen:

Im Duden steht unter Kommunikation, „Verständigung untereinander“. Und genau dies ist mir bei meinem Praktikum aufgefallen, dass es hier oftmals schon an der nötigen Verständigung hapert.
Ich befinde mich noch im Studium und musste noch bevor mein Studium anfing, mein Praktikum auf der Baustelle ableisten.
Dabei fiel mir eine alt bekannte Problematik auf. Der Anteil an ausländischen Mitarbeitern war sehr hoch. Was an sich kein Problem darstellt, doch genau diese Tatsache erschwert die Zusammenarbeit oftmals sehr.
Wegen der verschiedenen Sprachen wie z.B. polnisch, italienisch oder russisch herrscht auf vielen Baustellen ein sprachliches und somit auch ein fachliches Verständigungsproblem.
Viele Arbeiter auf den Baustellen sprechen kein Deutsch und können sich somit nicht verständigen oder verstehen Fragen oder Anweisungen nicht.
Oftmals spricht nur der Vorarbeiter Deutsch und ist somit einzige Anlaufstelle.
Dies kann zu weilen auch sehr gefährlich sein, denn einige Arbeiter, so ist es mir aufgefallen, sagen einfach auf irgendeine Frage „JA“. Schon nimmt das Missverständnis seinen Lauf.
Eine Utopie wäre es zu erwarten, dass jetzt alle Firmen ihren Mitarbeiter einen Deutschkurs verordnen, doch wäre es zu wünschen, dass die grundlegenden Deutschkenntnisse existieren würden. Somit würde wenigstens in sprachlicher Hinsicht eine reibungslose Kommunikation gewährleistet sein.
Bei internationalen Baustellen ist Englisch die beste Lösung und sollte sich auch auf regionalen Baustellen auch durchsetzen, denn in Deutschland wird schon lang nicht mehr nur Deutsch gesprochen.

Verständigung auf Baustellen

Sven Daniel, Mon, 25.09.2006, 20:50 (vor 6429 Tagen) @ Daniel H.

Da grade jemand dieses Thema anspricht: ich beende in dieser Woche mein Praktikum auf einer Kraftwerksbaustelle in Hamm.

Die Problematik der Sprachverständigung ist, wie zu erwarten, dort nicht unbekannt.
Wenn z.B. der Eisenflechter dem Polier erklärt, das er gerade die "Sohle" fertig gestellt hat, der Polier aber Aufgrund der mangelhaften deutschen Aussprache des Flechters "Säule" versteht, gehört das sicherlich noch zu den kleinen Mißverständnissen des Tages.

Wenn dann aber der Bewehrungsplan seitens des Flechters nicht Richtig verstanden wird, weil das in Millimeter eingetragene Maß von "1010" dann zum Maß 1,10 Meter mutiert kommt man Gelegentlich ins Schwitzen. Und der Polier wandelt sich im Nu zum Grundschullehrer und erklärt dem Flechter das ein Meter 100 cm entspricht, das ein cm 10 Millimetern entspricht.......

Dabei ist noch anzumerken, das die in Indien angefertigten Pläne selbst von der deutschen Sprache mächtigen Leuten schwerlich zu verstehen sind, denn die Plan Bezeichnung "Setzen Sie untere Lage" sagt nicht direkt aus, dass es sich um einen Schalplan für ein Trinkwasserversorgungsgebäude handelt.

Zum Thema Englisch auf Baustellen auch im regionalen Bereich:
Das ein mazedonischer Kontingentarbeiter im Englischen mehr bewandert ist als im Deutschen möchte ich bezweifeln. Zumindest habe ich Ihn in den letzten drei Monaten noch nicht angetroffen und auch die netten Herrschaften vom Zoll hätten sich heute morgen bestimmt gewundert, wenn sie sich mit eben diesen Einschalern auf Englisch hätten unterhalten können, dann wäre der Übersetzer ja völlig überflüssig gewesen ;-)

Verständigungsprobleme mit ausländischen Mitarbeitern gehören schon zum Tagesgeschäft, wenn dann aber der deutsche Arbeiter in seiner Baustellenanmeldung den Beruf "Maura" angibt und in der auf die Anmeldung folgenden Einweisung partout nciht versteht, dass das tragen der PSA (insbesondere des Helms und der Sicherheitsschuhe) verpflichtend ist, dann packt man sich manchmal echt an den Kopf.

Aber von all diesen Unannehmlichkeiten mal abgesehen funktioniert die Baustelle ja doch, sieht man mal von all dem Wasser ab, das in Sintflutartigen Wellen aus den Kabelziehrohren in die Schächte strömt, nur weil ein (der deustchen Sprache mächtiger und studierter) Kaufmann gesagt hat das ein KG-Rohr zu teuer ist und die Rohre der Firma *piep* ausreichend sind.

Alles im allen auch nur eine ganz normale Baustelle.

Verständigung auf Baustellen

Foxx, Thu, 05.10.2006, 23:20 (vor 6419 Tagen) @ Sven Daniel

Nicht ärgern! Das Ding haben uns die Kollegen vom Jahrhundertprojekt damals in Babel eingebrockt. Turmbauer warn das! Wird heute aber nicht mehr ausgebildet! :-P

Bei Bauleitungssitzungen mit Sir Norman Foster waren acht Simultanübersetzer anwesend, damit auch jeder Anwesende die Ideen und Meinungen des Architekten verstand. :-D
Der Bau ist Dem Deutschen Volke einiges Wert. Da durften keine gravierenden Fehler passieren.

Bei anderen Projekten ist das Sprachenproblem vielleicht in der Geizheit schon schon enthalten?

Vielleicht können wir Bauingenieure auch einfach nicht genügend Fremdsprachen...

Wär doch mal nen Thema für ne Semesterarbeit/Projektseminar: Fachbegriffe der deutschen Normen in den Sprachen unserer Kollegen... (außer Englisch! da gibt es schon den ERNST!) Vielleicht sogar veröffentlicht als Euronorm!

Kopf hoch! Es kann nur besser werden!
:ok:

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